NZZ am Sonntag: Die Aufstände der Uiguren stören Pekings Wunschbild der harmonischen Gesellschaft. Für viele Han-Chinesen sind Minderheiten minderwertig.
Die Woche in Urumqi endete schlimmer, als sie begonnen hatte. Viele Moscheen, in denen die Uiguren gewöhnlich zum Freitagsgebet zusammenkommen, blieben diesmal geschlossen. Damit wollten die Behörden neue Proteste verhindern, nachdem am vergangenen Sonntag bei ethnischen Unruhen nach Regierungsangaben mehr als 180 Personen getötet und 1080 verletzt worden waren. Die Botschaft war klar: Chinas Regierung weist den Uiguren die Alleinschuld für den Gewaltausbruch zu und sucht die Ursachen in deren muslimischer Religion.
Für die Uiguren kommt die Schliessung der Moscheen einer kollektiven Brandmarkung als Terroristen gleich, woran auch die Tatsache nichts ändert, dass im letzten Moment einige Gotteshäuser geöffnet wurden. Wer vor einer Woche noch skeptisch war, als beim Freitagsgebet Gerüchte über die Misshandlung uigurischer Wanderarbeiter in Südchina die Runde machten, kann nun kaum anders, als zu glauben, dass die Uiguren von Chinas Han-Mehrheit nichts Gutes zu erwarten haben. >>> Bernhard Bartsch, Peking | Sonntag, 12. Juli 2009