FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG: In britischen Hofkreisen gilt es als üble Nachrede, dass man Orden kaufen kann. Enge Berater von Prinz Charles lassen daran nun aber keinen Zweifel mehr.
Großbritannien ist als Land der sogenannten self-deprecation bekannt, also des humorvollen Herunterspielens der eigenen Bedeutung. Das heißt aber nicht, dass Orden nicht äußerst beliebt wären. Das gilt auch und besonders für Ausländer, die schon lange im Königreich leben – erst recht, wenn sie gerne einen britischen Pass hätten. Der saudische Geschäftsmann Mahfouz Marei Mubarak bin Mahfouz etwa sparte nicht mit Bemühungen um einen Orden und steckte in den vergangenen Jahren Hunderttausende Pfund in die Renovierung königlicher Besitztümer und Wohltätigkeitsprojekte.
In Hofkreisen gilt es natürlich als üble Nachrede, dass Orden sich erkaufen lassen, aber nun veröffentlichten zwei Zeitungen eindeutige E-Mails aus den Jahren 2014 bis 2017. Darin ließen enge Berater von Mahfouz und von Prinz Charles keinen Zweifel daran, dass hier Geld gegen Orden getauscht wurden. Am Wochenende ließ sich die langjährige rechte Hand des Kronprinzen, Michael Fawcett, von seiner Funktion entbinden, bis eine interne Untersuchung abgeschlossen sei. Ein früherer Minister kündigte sogar an, Scotland Yard einzuschalten. » | Jochen Buchsteiner, London | Sonntag, 5. September 2021
The prince, his valet and a Saudi billionaire: meritocracy in action »