WELT ONLINE: Dreißig Jahre nach der Islamischen Revolution hat Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad seine Last mit der Emanzipation. Eine neue Frauen-Generation fordert ihre Rechte ein. Die Konsequenzen für ihren Befreiungskampf sind hart – 70 Frauenrechtsaktivistinnen sind in Haft.
Sie rechnet jederzeit damit, dass es an der Tür klopft. Immer, wenn sie im Treppenhaus Schritte hört, denkt sie einen Augenblick lang: Jetzt ist es soweit. Rund 70 Frauenrechtsaktivistinnen sind derzeit in Haft. Auch Mansoureh Shojaee ist bereits mehrfach verhaftet worden. Die 50-Jährige sitzt in ihrer Wohnung im Zentrum von Teheran, eine schlanke, hochgewachsene Frau mit scharf geschnittenem Gesicht. "Ich habe keine Angst, aber ich warte darauf, dass sie kommen und mich mitnehmen“, sagt sie kühl.
Der stille Kampf der iranischen Feministinnen ist härter geworden. Einerseits geht der Staat mit zunehmender Schärfe gegen die Aktivistinnen vor, seitdem der konservative Hardliner Mahmud Ahmadinedschad Präsident ist. „Wir spüren den Druck viel heftiger“, sagt Shojaee. Ob sie sich von den Präsidentschaftswahlen im Juni eine Verbesserung verspricht? Sie winkt ab, sie hat nicht viel Vertrauen in die Politiker. Andererseits haben auch die Frauenrechtlerinnen den Einsatz erhöht: „Wir sind heute viel stärker und besser koordiniert als noch vor wenigen Jahren.“ >>> Von Gabriela M. Keller | Samstag, 11. April 2009