Viele erinnern sich vielleicht an den Skandal-Kuss zwischen Madonna und Britney Spears, der Popgeschichte geschrieben hat. Bei den MTV-Awards von 2003 knutschten die beiden auf der Bühne. Madonna war damals noch mit Guy Ritchie verheiratet. Heute wäre das wahrscheinlich nichts Besonderes mehr. Jede Menge Stars nennen sich bisexuell, sie fühlen sich also zu mehreren Geschlechtern hingezogen. In den gefeierten Serien und Filmen kommen immer mehr bisexuelle Charaktere vor. Auch die neuesten Studien zeigen: Die Menschen betrachten ihre Sexualität mit jeder Generation als weniger festgelegt. In Deutschland, USA und Israel sagt heute ein Drittel der jungen Leute, dass sie nicht nur auf ein Geschlecht stehen. Ist da gerade etwas im Wandel? Eigentlich ist das kein neues, sondern im Gegenteil ein ziemlich altes Phänomen. Wenn man weit zurückblickt, findet man historische Belege: Schon immer begehrten die Menschen divers. Im pharaonischen Ägypten, in der griechischen Antike oder im China des 17. Jahrhunderts. Der Begründer der Psychoanalyse Sigmund Freud glaubte, dass alle Menschen bisexuell auf die Welt kommen. Und die Sexualforscherin Charlotte Wolff nahm in den 1970er-Jahren an: Der Mensch bleibt sein Leben lang bisexuell. Wenn das so ist, warum legen sich so viele fest? Liegt es an der Natur? Oder an der Kultur – und in Wirklichkeit wäre der Mensch prinzipiell fähig, auf alle Geschlechter zu stehen?
Wissenschaftsdoku-Reihe (D 2023, 25 Min)