Friday, January 13, 2023

Rishi Sunak: Der technokratische Premierminister hat die Briten aus der akuten Krise geführt – doch nun steht er im politischen Gegenwind

NEUE ZÜRCHER ZEITUNG: Rishi Sunak präsentiert sich als Krisenmanager, der die grossen Probleme in der Wirtschafts-, Migrations- und Gesundheitspolitik lösen will. Doch die Autorität des neuen Premierministers ist begrenzt, und im Haifischbecken von Westminster liebäugelt Boris Johnson bereits mit einem Comeback.

Rishi Sunak gibt sich als lösungsorientierter Macher, doch mangelt es ihm an politischer Durchsetzungsfähigkeit. | Toby Melville / Reuters

Es hätte ein Moment für die Geschichtsbücher werden sollen. Hunderte von Briten waren Anfang Woche zum Flughafen Newquay im Südwesten Englands gepilgert, um der ersten Entsendung eines Satelliten ins All von britischem Boden aus beizuwohnen – Premierminister Rishi Sunak sprach im Vorfeld stolz von einem «unglaublichen Job». Doch als die zweite Stufe des Raketentriebwerks zündete, kam es zu einer Panne: Die Firma Virgin Orbit sprach von «einer Unregelmässigkeit im System, die die Mission vorzeitig beendete».

Beruhigungspille für die Märkte

Der Fehlstart wirkte symptomatisch für den Zustand Grossbritanniens unter Sunak. Der 42-Jährige war Ende Oktober als dritter Premierminister innert drei Monaten an die Macht gekommen. Seine Vorgängerin Liz Truss hatte in ihren bloss 45 Tagen im Amt mit einem durch Schulden finanzierten Steuersenkungsprogramm Chaos an den Märkten ausgelöst. Sunak und seinem Schatzkanzler Jeremy Hunt ist es gelungen, die Investoren mit einem Bekenntnis zu Steuererhöhungen und haushaltspolitischer Vernunft zu beruhigen und das Land auf stabilen Grund zurückzuführen. » | Niklaus Nuspliger, London | Freitag, 13. Januar 2023