Thursday, November 17, 2022

Katerstimmung in Grossbritannien – in einer radikalen Abkehr von der Ära Truss ist nun Sparen angesagt

NEUE ZÜRCHER ZEITUNG: Um das Vertrauen der Märkte zurückzugewinnen, bittet der neue britische Schatzkanzler Jeremy Hunt die Reichen zur Kasse, während er den Mindestlohn der Teuerung anpasst. Statt Steuersenkungen erhält Grossbritannien nun Steuererhöhungen auf breiter Front.

Der britische Schatzkanzler Jeremy Hunt will Grossbritannien zurück auf den Pfad der finanzpolitischen Stabilität führen. | Tolga Akmen / EPA

Es ist keine zwei Monate her, da präsentierte der damalige britische Schatzkanzler Kwasi Kwarteng dem Unterhaus ein radikales Wachstumspaket mit den grössten Steuersenkungen seit fünfzig Jahren. Doch das sogenannte «Mini-Budget» erwies sich als gigantisches Fiasko: Da Kwarteng die Steuersenkungen in erster Linie mit neuen Schulden finanzieren wollte, liessen die Investoren die Zinsen für britische Staatsanleihen in die Höhe schnellen und schickten das Pfund auf eine Achterbahnfahrt. Die Marktturbulenzen fegten Kwarteng und wenig später seine Chefin Liz Truss aus dem Amt.

Am Donnerstag schlug Kwartengs Nachfolger Jeremy Hunt bei der Präsentation seines Budgets diametral andere Töne an. Hunt und Premierminister Rishi Sunak hatten nach den Turbulenzen eine Rückkehr zu Stabilität und finanzpolitischer Vernunft in Aussicht gestellt. Nun sprach Hunt von einem Sturm, dem das Land trotzen müsse, und versprach, im Staatshaushalt ein Loch von rund 54 Milliarden Pfund zu stopfen. » | Niklaus Nuspliger, London | Donnerstag, 17. November 2022