Saturday, June 04, 2022

Unter Druck der Erdölpreise will Biden dem saudischen «Paria» die Hand reichen

NEUE ZÜRCHER ZEITUNG: Der amerikanische Präsident wollte Saudiarabien für den Mord an Jamal Khashoggi bestrafen. Gemäss Medienberichten reist Biden nun aber nach Riad, um dort auch Kronprinz Mohammed bin Salman zu treffen, den mutmasslichen Drahtzieher des Verbrechens.

Ein Bild aus harmonischeren Zeiten: Der amerikanische Verteidigungsminister Jim Mattis empfängt den saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman im Pentagon im März 2018. | Alex Wong / Getty

Offiziell ist der Besuch nicht angekündigt. Aber übereinstimmende Medienberichte, die sich auf Quellen im Weissen Haus berufen, gehen von einem baldigen Besuch des amerikanischen Präsidenten Joe Biden in Saudiarabien aus. «Biden hat entschieden, diesen Monat nach Riad zu reisen, um die Beziehungen mit dem erdölreichen Königreich wieder herzustellen. In einer Zeit, in der er die Benzinpreise zu Hause senken und Russland international isolieren möchte», schrieb die «New York Times» am Donnerstag.

Voraussichtlich wird Biden Ende Juni nach einer Visite in Israel weiter nach Riad fliegen. Dort soll er neben der saudischen Führung auch die Staatschefs anderer arabischer Länder treffen: darunter Ägypten, die Vereinigten Arabischen Emirate, der Irak und Jordanien. Der brisanteste Handschlag dürfte dabei jener mit dem saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman sein. Der 36-jährige Sohn des betagten Königs Salman hält praktisch alle Zügel der Macht in dem Wüstenland in seinen Händen. Die vermutlich von ihm 2018 in Auftrag gegebene Ermordung des regimekritischen Journalisten Jamal Khashoggi im saudischen Konsulat in Istanbul machte ihn jedoch vor allem im Westen zu einem geächteten Mann. » | Christian Weisflog, Washington | Samstag, 4. Juni 2022