FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG: Die Ukraine braucht Waffen, um zu überleben, aber manche im Westen zögern. Ziehen wir in eine Katastrophe wie die Schlafwandler von 1914? Oder wiederholen wir die Fehler der Alliierten von 1939?
Es ist jetzt viel vom Weltkrieg die Rede. Führende Politiker bis hinauf zum Präsidenten der Vereinigten Staaten erinnern an die Blutbäder des 20. Jahrhunderts, um die große Vorsicht zu erklären, mit der sie Russlands Überfall auf die Ukraine entgegentreten. Es soll nicht werden wie 1914. Damals war die Welt fahrlässig in den Ersten Weltkrieg getaumelt, die „Urkatastrophe“ der Moderne. Mobilmachung folgte auf Mobilmachung, blinde Begeisterung fegte alles fort, und am Ende waren Millionen tot.
Der Historiker Christopher Clark hat für die Politiker und Monarchen von damals das Wort von den „Schlafwandlern“ geprägt. Dieses Wort kommt jetzt wieder. Der amerikanische Admiral James Stavridis hat es unlängst warnend benutzt, ein gewesener Oberbefehlshaber der NATO. Und wenn Joe Biden über die Ukraine redet, spricht er von der Gefahr eines „dritten Weltkriegs“. Pensionierte deutsche Offiziere wie Brigadegeneral Erich Vad, bis zum Jahr 2013 immerhin ein Berater Angela Merkels, benutzen die Wendung ebenfalls und verbinden sie mit der Aufforderung, den Ukrainern nur ja keine schweren Waffen zu liefern. » | Von Konrad Schuller, Politischer Korrespondent der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung in Berlin | Sonntag, 17. April 2022
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