Sunday, October 18, 2015

Pro und Contra: Von Floridsdorf in den Dschihad: Warum radikalisieren sich junge Österreicher?


In der Sendung Pro und Contra des österreichischen Puls4 diskutierte IZRS-Präsident Nicolas Blancho über die Frage, warum sich vor allem Jugendliche von der Botschaft des "Islamischen Staates (IS)" angezogen fühlen und einige von ihnen auch die Koffer packen und sich dem Kampf in Syrien oder im Irak anschliessen.

Für Blancho ist klar, dass die Debatte zu undifferenziert geführt wird. Die Moderatorin Corinna Milborn machte dies auch gleich zu Beginn der Sendung klar, als sie den IZRS-Präsidenten fragte, warum er ihr die Hand nicht gegeben habe. Jener entgegnete, dass er aus Respekt vor der fremden Frau seine Hand auf die Brust gelegt habe, anstatt sie anzufassen.

Es seien gerade diese normativen Stellvertreterkriege (Handgeben, Kopftuch, Geschlechterrollen), die in der Gesellschaft dem Phänomen der Islamophobie Vorschub leisten würden und die nötige Trennschärfe zwischen tatsächlich radikalen, d.h. ideologisch-gewaltbereiten Ansichten und religiös-konservativer Glaubenspraxis nicht leisteten.

Blancho betonte zudem auch, dass die islamische Bewegung nicht mit dem IS gleichgesetzt werden darf. Es gebe ein berechtigtes und gewichtiges Anliegen unter Muslimen im Mittleren Osten, die postkoloniale Herrschaftsordnungen in Frage zu stellen und selbstbestimmtere Gegenentwürfe hervorzubringen. Dass sich der Westen dabei auf Seiten der postkolonialen Tyrannen immer wieder einmische, sende ganz falsche Signale aus und verkompliziere letztlich auch das soziale Miteinander zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen im Westen. .

Gäste am Podium:

Necla Kelek, Autorin und Islamkritikerin; Nicolas Blancho, Islamist, Präsident "Islamischer Zentralrat Schweiz"; Moussa Al-Hassan Diaw, Extremismus-Experte, Obmann der Deradikalisierungsplattform "Netzwerk sozialer Zusammenhalt"; Peter Gridling, Direktor des Bundesamtes für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung