FRANKFURTER RUNDSCHAU: Ein Trauermarsch für „Charlie Hebdo“, sechs Forderungen an die „Etablierten“ und so viele Teilnehmer wie nie zuvor. Es wird weniger gerufen, gebrüllt und geschrien bei Pegida, es ist nicht so hitzig und aggressiv wie beim letzten Mal.
Es wäre interessant, irgendwann einmal zu erfahren, ob Lutz Bachmann auch wirklich meint, was er so sagt, wenn er Reden hält. Bachmann, 41, ist einer der Organisatoren und Köpfe der Dresdner Pegida-Bewegung. Es ist Montagabend, ein kalter Südost weht über den Platz hinter dem Hygienemuseum, russische, niederländische, deutsche und viele französische Flaggen knattern im Wind. Es ist die zwölfte Kundgebung seit Oktober, Tausende sind auf dem Platz, so viele wie nie zuvor. „Ha, endlich wieder Sturm und Drang“, freut sich ein junger Mann und reibt sich die kalten Hände. Ein anderer neben ihm zielt mit seinem grünen Laserpointer auf die Leute, die aus dem Hochhaus gegenüber die Menschenmenge betrachten.
Heute Abend ist alles ein wenig anders als bei früheren Demos. Es gibt nur wenige Gegenkundgebungen mit weniger Teilnehmern. Es wird weniger gerufen, gebrüllt und geschrien bei Pegida, es ist nicht so hitzig und aggressiv wie beim letzten Mal. Es beginnt mit einer Schweigeminute für die ermordeten Karikaturisten des französischen Magazins „Charlie Hebdo“ und die in Nigeria von islamistischen Mörderbanden umgebrachten Männer, Frauen und Kinder. Tatsächlich tragen einige Trauerflor, einige sogar Transparente: „Je suis Charlie.“ Ein Mann hält ein Bild von Angela Merkel hoch: Verschleiert und Mundwinkel ganz nach unten. » | Von Bernhard Honnigfort | MOntag, 12. Januar 2015