DIE WELT: Die Machtpolitik Russlands trifft auf einen schwachen Westen, der unfähig ist, in Traditionen der Realpolitik zu denken. Auch die Geheimdienste haben Moskaus Griff nach der Krim nicht vorhergesehen.
Europa hat auf Russlands Krim-Coup so ungläubig reagiert, als hätte es eine simple Tatsache schlicht vergessen: die Tatsache, dass Verträge nur solange wirksam sind, wie beide Seiten das Recht anerkennen. Diese Übereinkunft hatte das Kräftespiel der Staaten schon immer bestimmt, zumindest aber mitgeprägt. Kants Idee vom ewigen Frieden ist ein Licht, das von weiter, weiter Ferne her leuchtet. Und so schön und zivilisierend rule of law, die Herrschaft des Gesetzes, auch ist – sie endet da, wo ein Mitspieler sich nicht mehr an sie gebunden fühlt. Europas Stärke ist zugleich seine Schwäche – die vergangenen Wochen haben das auf blamable Weise offenbart. » | Von Thomas Schmid | Mittwoch, 19. März 2014