DIE PRESSE: Bei den Konservativen wächst der Unmut über ihren Chef Cameron. Im Unterhaus stimmten viele nun gegen Vorschlag des Premiers.
London. Was sich Dienstagabend im britischen Unterhaus abspielte, war einer mächtige Blamage für Premier David Cameron: Ein großer Teil der Abgeordneten seiner eigenen Partei, der konservativen Tories, stimmte gegen Camerons Gesetzesvorlage zur Einführung der Homosexuellenehe. Die Novelle wurde nur deshalb abgenommen, weil Camerons liberaler Koalitionspartner und die oppositionelle Labour Party dafür stimmten.
Der Premier sieht sich mit einer veritablen Revolte konfrontiert. Dabei hatten Kabinettsmitglieder bis zuletzt für Zustimmung zum Gesetz zur Gleichstellung hetero- und homosexueller Lebenspartnerschaften geworben: „Wir stimmen für die Homosexuellenehe nicht obwohl, sondern, weil wir konservativ sind", schrieben Schatzkanzler George Osborne, Außenminister William Hague und Innenministerin Theresa May in einem offenen Brief.
Mit der Freigabe der Abstimmung verhinderte die Klubführung unmittelbare politische Konsequenzen für die Regierung. Cameron wird aber kaum zur Tagesordnung übergehen können. Wie ein Katalysator brachte die Debatte über die Homosexuellenehe das tiefe Unbehagen in der Partei über den Premier und seine engste Umgebung zum Ausdruck: „Wir fühlen uns betrogen", schrieben 25 regionale Parteivertreter am Wochenende an die Tory-Spitze. » | Gabriel Rath, Korrespondent der Presse | Dienstag, 05. Februar 2013