SPIEGEL ONLINE: Schwule und Lesben sollen in Russland nicht mehr über ihre Sexualität reden dürfen. Nachdem mehrere Großstädte "Homosexuellen-Propaganda" unter Strafe gestellt haben, droht nun auch ein landesweites Verbot. Vor der Duma kam es zu Zusammenstößen zwischen Aktivisten und fanatischen Gläubigen.
Moskau - Die russische Staatsduma hat erwartungsgemäß in erster Lesung ein umstrittenes Verbot von "Homosexuellen-Propaganda" mit breiter Mehrheit angenommen. 388 von 450 Abgeordneten stimmten für den Entwurf. Er sieht für öffentliche Äußerungen über HomosexualitätGeldstrafen bis zu umgerechnet 12.500 Euro vor. Das meldete die Agentur Itar-Tass am Freitag. Für das Gesetz sind eine zweite und dritte Lesung notwendig.
Der Abgeordnete Sergej Dorofejew von der Regierungspartei EinigesRussland sagte vor der Abstimmung, mit dem Gesetz sollten Minderjährige "vor den Auswirkungen der Homosexualität" geschützt werden. Die Abgeordnete Elena Misulina von der liberalen Oppositionspartei Gerechtes Russland sagte, "homosexuelle Propaganda" schränke "das Recht der Minderjährigen zur freien Entwicklung" und zur freien Wahl ihrer sexuellen Orientierung ein.
Dutzende fanatische Gläubige attackierten mit faulen Eiern und Farbe homosexuelle Aktivisten, die sich aus Protest gegen das Vorhaben vor derDuma öffentlich küssten. "Moskau ist nicht Sodom", riefen die Gläubigen gegen "Sünde und Lasterhaftigkeit". Aber nicht die Angreifer kamen in Polizeigewahrsam, sondern die lesbischen und schwulen Aktivisten, die um ihr Recht auf Selbstbestimmung und freie Meinungsäußerung kämpften. "Wir haben auch ein Recht auf Liebe", riefen sie an diesem eisigen Tag. » | ler/dpa/AFP | Freitag, 25. Januar 2013