Friday, January 18, 2013

Augenzeugenberichte aus Algerien: "Sie wollten die Ungläubigen töten"

SPIEGEL ONLINE: Die ersten Zeugen berichten über das Geiseldrama in Algerien. Ein Ire musste Sprengstoff um den Hals tragen, ein Franzose überstand das Martyrium in einem Versteck.

Hamburg - Bisher weiß niemand genau, was sich in den vergangenen 48 Stunden in der algerischen Wüste abgespielt hat. Die Zahl der Toten, der exakte Ablauf des islamistischen Angriffs auf die BP-Anlage und der blutigen Erstürmung durch algerische Spezialeinheiten - alles noch offen. Was durchsickert, sind erste Berichte von Menschen, die die Attacke nahe der libyschen Grenze miterlebt haben. Viele von ihnen stehen unter Schock, haben Schreckliches mit ansehen müssen.

Einer von wenigen Ausländern, denen unversehrt die Flucht aus der Anlage gelang, ist Stephen McFaul, irischer Ingenieur aus Belfast. Kurz nach seiner Flucht telefonierte er mit seiner Familie, sein Bruder schildert das Gespräch: "Er bekam einen Sprengsatz um den Hals gehängt, wurde gefesselt und geknebelt. Als die Entführer fünf Geländewagen mit Geiseln beladen wollten, begann der Angriff der Algerier. Die Geschosse zerstörten die Autos, mein Bruder konnte in dem Chaos entkommen."

Auf spektakuläre Weise überstand der Franzose Alexandre Berceaux den Angriff auf die Anlage: "Ich habe mich fast 40 Stunden lang in meinem Zimmer versteckt", sagte er am Freitag dem Sender Europe 1. "Ich war unter dem Bett, ich habe für den Fall des Falles überall Bretter festgemacht. Ich hatte ein bisschen Essen, ein bisschen was zu trinken, ich wusste nicht, wie lange es dauern würde", sagte der Mann, der sich noch in Algerien aufhält. "Ich denke, es gibt noch Menschen, die sich versteckt haben. Man ist dabei, sie zu zählen", fügte er hinzu. Nach Angaben von Berceaux, der für die französische Cateringfirma CIS arbeitete, wurde während der Geiselnahme "in Abständen viel geschossen. Es gibt tote Terroristen, Ausländer, Einheimische." » | jok/hen/mit Material von AFP | Freitag, 18. Januar 2013


EXCLU - "J'ai entendu énormément de coups de feu" by Europe1fr