SPIEGEL ONLINE: Bei keiner Vorwahl bekämpfen sich die republikanischen Kandidaten so erbittert wie in South Carolina. Mit Halbwahrheiten, Übertreibungen und vermeintlichen Skandalen beschmutzen sie das Ansehen ihrer Konkurrenten - und schrecken auch vor rassistischen Parolen nicht zurück.
Im Confederate Museum von Charleston ist die Zeit stehengeblieben. Bewacht von einer Kanone und zwei freundlichen Ladys sind hier die Reliquien eines Nationaltraumas aufbewahrt: blutige Uniformen, Stiefel, Säbel, Feldbibeln, eine Locke von General Robert E. Lee und natürlich zahllose Südstaatenflaggen - zerschossen, zerfleddert, geflickt.
In South Carolina, könnte man meinen, wird der amerikanische Bürgerkrieg weitergefochten. Briefe in den Vitrinen preisen den "Stolz des Südens", die "Rebellion", "unseren fragilen Sieg" gegen "die Aggression des Nordens". Kaum ein Wort von Sklaverei oder davon, dass der blutige Konflikt mit rund 650.000 Gefallenen bis heute der verlustreichste Krieg in der US-Geschichte ist.
Sorgfältig pflegt der Südstaat sein Image vom ewigen Schlachtfeld. Und so wundert es nicht, dass die Medien, wenn sie alle vier Jahre zur Vorwahl für die Präsidentschaftskandidatur in South Carolina, einfallen, gerne in die martialische Rhetorik einfallen: "Bürgerkrieg der Republikaner", betitelte ABC-Korrespondent Michael Falcone seinen Wahlkampfbericht am Freitag. » | Aus Charleston, South Carolina, berichtet Marc Pitzke | Samstag 21. Januar 2012