SPIEGEL ONLINE: Mut oder Leichtsinn? Eine ägyptische Kunststudentin versetzt ihr Land in Aufruhr, weil sie aus politischem Protest nackt im Netz posiert. Kurz vor den Parlamentswahlen gehen jetzt selbst liberale Kräfte auf Distanz zu ihr - und Freunde fürchten um ihre Sicherheit.
Rote Lackschuhe, Nylonstrümpfe, eine Schleife im Haar. Mehr trägt Alia Magda al-Mahdi, 20, Studentin der Kunst- und Medienwissenschaften, nicht auf dem Foto, das in ihrem Heimatland Ägypten ein Tabu gebrochen hat. Ihre provokante Aktion hat ihr Drohungen, aber auch Solidaritätsbekundungen beschert - und die ohnehin gereizte politische Stimmung gut eine Woche vor dem Start der Parlamentswahlen weiter angeheizt.
Das Foto hat die Studentin der Amerikanischen Universität in Kairo in ihrem Blog veröffentlicht, gemeinsam mit weiteren Aktbildern. Eines zeigt einen nackten Mann mit Gitarre und dann wieder Mahdi mit gelben Balken vor Augen, Mund und Scham. Die Rechtecke stünden für "die Zensur unseres Wissens, Ausdrucks und Sexualität", kommentiert sie in dem Blog, das sie mit "Tagebuch einer Rebellin" betitelt hat. Sie wehre sich "gegen eine Gesellschaft von Gewalt, Rassismus, Sexismus, sexueller Belästigung und Heuchelei" - mit einem Aktporträt, das sie nach eigenen Angaben vor Monaten im Haus ihrer Eltern aufgenommen hat.
Für europäische Verhältnisse wirkt das eher altmodisch als revolutionär. Doch in der konservativen ägyptischen Gesellschaft, wo sich Paare in der Öffentlichkeit nicht küssen dürfen und Frauen auf der Straße nicht einmal ihre nackten Arme zeigen, hat die Aufnahme eine Lawine der Entrüstung losgetreten. » | son/dop/AP | Freitag 18. November 2011
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