FRANKFURTER ALLGEMEINE: Der syrische Präsident Baschar al Assad wähnte sich lange Zeit in Sicherheit vor den Umstürzen in der Region. Er macht die gleichen Fehler, die schon Ben Ali und Mubarak machten. Nun hat er nur noch Irans Präsidenten Mahmud Ahmadineschad an seiner Seite - ein Bündnis der Ausgegrenzten.
Die Selbstgewissheit des syrischen Staatspräsidenten Baschar al Assad, dass ihm die Proteste in seinem Land nichts anhaben können, weicht einer Ernüchterung. Als zu Beginn der Umwälzungen in der Region die Präsidenten Tunesiens und Ägyptens gestürzt wurden, hatte er sich damit gebrüstet, in jenen Ländern habe sich der Volkszorn an einer amerikahörigen Politik entzündet. Syrien sei dagegen immun, ihm werde dies nicht widerfahren. Schließlich sei Syrien unter den Assads ein standhafter Hort des Widerstands wider die Interessen Amerikas und Israels.
Die Wirklichkeit hat ihn eingeholt. Vieles, was sich in anderen arabischen Ländern ereignet hat, wiederholt sich nun in Syrien. Wie in Tunesien hat auch in Syrien die Provinz mehr Kraft, um sich gegen die Hauptstadt und den Polizeistaat zu erheben. In Tunesien war die Demütigung des jungen Gemüsehändlers Muhammad Bouazizi in einer Kleinstadt im Süden der Funke, in Syrien war es die Verhaftung von ein paar Jugendlichen in Daraa, ebenfalls einer Kleinstadt, die wegen eines politischen Graffito ins Gefängnis geworfen wurden. » | Von Rainer Hermann | Freitag, 22. April 2011