Wednesday, February 23, 2011

Italien hat in Libyen viel zu verlieren

FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG: Für Italien steht in Libyen besonders viel auf dem Spiel. Italien war seit Jahrzehnten ein besonders enger Partner Libyens. Sorgen machen sich etwa die Manager des Eni-Konzerns- mit der Benzinmarke Agip. Eni fördert in Libyen täglich mehr als 520.000 Barrel an Öläquivalenten.

Die stillgelegten Förderanlagen des Öl- und Gaskonzerns Eni sind für Italien nur ein Vorgeschmack darauf, was die Lage in Libyen noch an Schwierigkeiten bringen könnte. Italien war seit Jahrzehnten, vor allem nun in der Amtszeit von Ministerpräsident Silvio Berlusconi, in der Politik ein besonders enger Partner Libyens und versuchte gleichzeitig, von diesen Verbindungen wirtschaftlich zu profitieren. Die nunmehr von der Opposition als zynische „Realpolitik“ kritisierte Haltung gegenüber dem libyschen Staatsführer Gaddafi verhinderte gerade auf europäischer Ebene Sanktionsdrohungen gegen das libysche Regime. Zugleich hält sich Italiens Regierung bedeckt und will weder offen mit Gaddafi brechen noch die Beziehungen zu einer etwaigen neuen Regierung gefährden. Denn Libyen ist für Italien wichtiger Handelspartner, der größte Lieferant von Erdöl (rund 25 Prozent) und Erdgas (etwa 12 Prozent), schließlich auch noch Aktionär bedeutender Unternehmen. >>> Von Tobias Piller, Rom | Dienstag, 22. Februar 2011