SPIEGEL ONLINE: Es ist ein Desaster für die US-Diplomatie. WikiLeaks hat mehr als 250.000 Dokumente aus dem Washingtoner Außenministerium zugespielt bekommen, interne Botschaftsberichte aus aller Welt. Sie enthüllen, wie die Supermacht die Welt wirklich sieht - und ihren globalen Einfluss wahren will.
Hamburg - Wie schätzen die Amerikaner die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel ein? Ist die Politikerin aus der ehemaligen DDR eine verlässliche Verbündete, hat sie sich bemüht, das unter ihrem Vorgänger belastete Verhältnis zu den USA zu reparieren? Allenfalls so la la.
Zwar habe sie den Ton der transatlantischen Beziehungen verbessern wollen, stellt der ehemalige US-Botschafter William Timken in einer Depesche von Ende 2006 an das amerikanische Außenministerium fest. Sie habe aber "keine mutigen Schritte unternommen, um den substantiellen Inhalt dieser Beziehung zu verbessern".
Ein Lob hört sich anders an.
Und das Urteil über den deutschen Außenminister Guido Westerwelle? Seine Gedanken hätten "wenig Substanz", schreibt höchst undiplomatisch der gegenwärtige Chefdiplomat der USA in Berlin, Botschafter Philip Murphy. Das liege vor allem daran, dass offenbar seine "Beherrschung komplexer außen- und sicherheitspolitischer Themen noch Vertiefung erfordert". Das ist schon eine echte Unfreundlichkeit. (mehr zu Deutschland...)
Aber in den Augen des amerikanischen diplomatischen Corps wird jeder Akteur schnell nach Freund oder Gegner eingeteilt: Der König von Saudi-Arabien? Ein Freund: Abdullah könne seinen Nachbarn Iran nicht ausstehen und halte das Mullah-Regime "ohne Zweifel für irgendwie labil". Sein Verbündeter, Scheich Mohammed Bin Sajid Al Nahjan aus Abu Dhabi? Auch ein Freund: Er ist der Meinung, "ein baldiger konventioneller Krieg mit Iran sei eindeutig besser als die langfristigen Konsequenzen eines nuklear bewaffneten Iran". (mehr zu Iran...) >>> | Sonntag, 28. November 2010
Guido Westerwelle: “Inkompetent”, “eitel”, “amerikakritisch”
Bundeskanzlerin Merkel: “Teflon-Merkel”