Friday, October 29, 2010

Obama enttäuscht Amerikas Linke

SPIEGEL ONLINE: Aus Liebe ist Enttäuschung geworden: Der linke Flügel der Demokraten wendet sich von Barack Obama ab - Schwulen-aktivisten, Menschenrechtler und Kriegsgegner sehen wichtige Wahlversprechen gebrochen. Auch der Frust unter den Latinos dürfte das Lager des Präsidenten viele Stimmen kosten.

Kip Williams nippt am Eistee. Er sitzt in einem Lokal mitten in San Franciscos Schwulenviertel Castro, trägt ein weißes enges T-Shirt, dazu rote Turnschuhe. Hier haben Cafés französische Namen und verkaufen Biopanini. Williams ist vor vier Jahren hergezogen, aus dem konservativen Tennessee.

Er erinnert sich gerne an diese Zeit, George W. Bush saß damals zwar noch im Weißen Haus, doch die Demokraten übernahmen schon mal den Kongress, es herrschte Aufbruchstimmung. Die wuchs noch, als zwei Jahre später Barack Obama Präsident wurde. Auch Williams glaubte an ihn, er machte Wahlkampf für Obama. Der hatte als Senator Sympathien für die gleichgeschlechtliche Ehe gezeigt.

Doch jetzt ist Williams' Kontakt mit den Demokraten, seiner Partei, abrupt abgebrochen. "Sie sind schwach, und sie haben kein politisches Rückgrat", schimpft der junge Mann. Und Obama selbst? "Er hat sein Versprechen gebrochen." Der Präsident sei ein ideales Beispiel dafür, wie Washington einen guten Mann zugrunde richten könne. Linker Wähler-Flügel der Demokraten in Aufruhr >>> Von Gregor Peter Schmitz, San Francisco | Freitag, 29. Oktober 2010