ZEIT ONLINE: Neturei Karta ist eine Gruppe ultraorthodoxer Juden, die gegen den Staat Israel kämpft. Ihr Leiter will Berater der palästinensischen Regierung werden.
Rabbi Meir Hirsh sitzt in seiner Wohnung in Me’a Sche’arim und wartet. Es ist das Viertel der ultraorthodoxen Juden in Jerusalem. Weiße Häuser, Balkone aus geschwungenen Eisenstangen, alles ein wenig schmuddelig. Putz bröckelt, auf manchen Hausmauern sind Graffiti zu sehen: eine palästinensische Flagge, ein Hakenkreuz. Ultraorthodoxe Juden eilen schnellen Schrittes durch die engen Gassen. Eine Treppe aus weißem Stein führt zur Wohnung von Rabbi Meir Hirsh. Er möchte Berater der palästinensischen Regierung werden.
"Ein Jude ist kein Zionist" steht auf seinem Klingelschild. Meir Hirsh trägt einen schwarzen Mantel, einen luftigen, langen weißroten Bart, die Judenlocken locken sich nicht. Auf dem Kopf sitzt ein Hut, auf der Nase eine dicke Hornbrille. Der Rabbi wartet auf einen Anruf, eine E-Mail, auf einen Brief von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas. Mit ihm ist er in regem Kontakt, er will Berater der palästinensischen Regierung werden.
Seit drei Monaten leitet Rabbi Meir Hirsh die Organisation Neturei Karta, eine Gruppierung von ultraorthodoxen Juden, die gegen Israel kämpft. Die Errichtung des Staates Israels von Menschenhand spreche gegen die Thora. Hier steht geschrieben, dass erst nach Ankunft des Messias ein jüdischer Staat entsteht, durch göttliche Fügung. Bis dahin sei es Juden erlaubt hier zu leben, aber nur unter der Führung eines anderen Volkes. >>> Von Viktoria Kleber | Freitag, 30. Juli 2010