NZZ am SONNTAG: Ein Jahr nach den gefälschten Präsidentschaftswahlen sitzen in Iran Hunderte von Regimekritikern in Haft. Die Ehefrauen veröffentlichen im Internet, was sie ihren Männern schreiben und wie sie ihnen Mut machen.
Kann Liebe Sünde sein? Auch wenn sie es wäre, so wäre es den Ehefrauen der inhaftierten Oppositionellen in Iran egal. Sie haben eine neue und emotionale Form des Widerstands gegen die Regierung und den herrschenden Klerus gefunden: Sie veröffentlichen die Liebesbriefe an ihre Männer im Internet. Darin beschreiben sie ihre Sehnsucht und ihre Angst, aber auch Hoffnung und Trotz. Schon wegen der Intimität der Briefe ist das ein Affront gegen die religiösen Eiferer.
Hartherzige Wärter
«Mein Liebster», schreibt Jila Bani-Yaqoub ihrem Mann Bahman. «Gestern bin ich zu dir ins Evin-Gefängnis gefahren. Ich ahnte, dass sie mir nicht erlauben würden, dich zu sehen, aber ich wollte dir nah sein. Wenn nur noch die Mauern von Evin zwischen uns sind, fühle ich mich besser.» Weiter lessen und kommentieren >>> Silke Mertins, Jerusalem | Sonntag, 13. Juni 2010