Sunday, April 04, 2010

Papst predigt in der Osternacht Erneuerung: Forderung nach Liebe, Frieden und Selbstbeherrschung

NZZ ONLINE: Papst Benedikt hat Samstagnacht das Osterlicht in den nur mit Kerzen erleuchteten Petersdom getragen. In seiner Predigt forderte Benedikt dazu auf, die vom Apostel Paulus aufgezählten «alten Gewänder» wie Unzucht, und Unsittlichkeit abzulegen.

Im stimmungsvoll erleuchteten Petersdom hat Papst Benedikt XVI. am Samstag vor Tausenden von Gläubigen die Osterwache geleitet. Bei der feierlichen Zeremonie wird in der Vorhalle das Osterlicht angezündet und in den Petersdom gebracht.

Die Kerze, die die bis dahin im Halbdunkel liegende Basilika erhellte, symbolisiert die Auferstehung Jesu von den Toten. Während der Osterwache taufte der Papst, einer Tradition folgend, fünf Erwachsene und ein Kind aus [aus] fünf Ländern, darunter vier Frauen.

Die Osterfeiern werden vom Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche überschattet. In seiner Predigt forderte Benedikt dazu auf, die vom Apostel Paulus aufgezählten «alten Gewänder» wie Unzucht, Unsittlichkeit, Götzendienst, Eigennutz und Missgunst abzulegen. >>> sda/dpa | Sonntag, 04. April 2010

Es wäre Zeit für ein «Mea culpa» des Vatikans

NZZ ONLINE: Die Enthüllungen über sexuellen Missbrauch durch Kirchenleute reissen nicht ab. Doch die Kirche setzt den Anschein ihrer Makellosigkeit über alles , schreibt Klara Obermüller

Das Fünf-Jahr-Jubiläum seines Pontifikats hatte Benedikt XVI. sich zweifellos anders vorgestellt. Statt mit Genugtuung Rückschau halten zu können, muss er zusehen, wie seine Kirche und auch er selbst immer tiefer in den Strudel des Missbrauchsskandals geraten.

Fast im Tagestakt lösen Anschuldigungen und Stellungnahmen sich ab, und der Vatikan, ohnehin langsam in seinen Reaktionen, kommt nicht nach mit Ausreden und Beschwichtigungen. Schon im Falle Irlands hatte der Papst Jahre gebraucht, bis er sich zu einem Hirtenbrief und einer halbherzigen Entschuldigung durchrang. Von den sexuellen Übergriffen im Bistum Milwaukee und anderswo auf der Welt will man entweder nichts gewusst haben oder aber an deren Vertuschung nicht beteiligt gewesen sein. Dabei ist bekannt, dass es vatikanische Dokumente gibt, die für sexuelle Vergehen zwar eine Meldepflicht an die Glaubenskongregation vorsehen, diese gleichzeitig aber der päpstlichen Geheimhaltung unterstellen und so verhindern, dass es zu einer Anzeige kommt. Chef der Glaubenskongregation war von 1981 bis 2005 Joseph Ratzinger, der heutige Papst Benedikt XVI. >>> Klara Obermüller | Sonntag, 04. April 2010