Sunday, March 07, 2010

Pfund im Sinkflug: Treiben Spekulanten England in den Ruin?

20MINUTEN.ch: Zuerst wetteten die Zocker gegen den Euro. Nun gerät das britische Pfund unter Druck. Spekulanten glauben, dass die Regierung in London ihre Schulden bald nicht mehr unter Kontrolle hat. Londons Schuldenwirtschaft hat griechische Verhältnisse erreicht.

Mit einem müden Lächeln blickten die Briten in den vergangenen Monaten zum europäischen Festland herüber. Die griechische Schuldenwirtschaft ging London nichts an, denn die Briten waren 1999 der europäischen Währungsunion nicht beigetreten. Statt in Euro zahlt das Vereinigte Königreich weiterhin mit «Pound Sterling».

Nun gerät das Pfund jedoch stark unter Druck, denn die Spekulanten haben nach dem Euro die britische Währung ins Visier genommen. Die Zahl der Short-Positionen an der Terminbörse von Chicago, mit denen Händler auf ein sinkendes Pfund wetten, sind stark gestiegen. Kürzlich ist das britische Pfund gegenüber dem Dollar auf ein 10-Monatstief gefallen.

Die «Euro-Verwandten» leiden

Der Ökonom David Meier von der Bank Julius Bär begründet den Kurssturz so: «Die meisten europäischen Währungen, die dem Euro nahestehen, haben sich in den letzten zwei Monaten gegenüber dem Dollar abgeschwächt. So auch das britische Pfund, die norwegische Krone und der Schweizer Franken.» Grund dafür ist der Vertrauensverlust in den Euro, der wegen Griechenlands Schuldenwirtschaft in eine tiefe Krise gestürzt sei, so Meier, der täglich die Währungsentwicklungen analysiert.

Der jüngste Schwächeanfall von anfangs Woche erklärt der Ökonom mit der politischen Entwicklung. «Das hängt mit dem ungewissen Ausgang der britischen Unterhauswahlen zusammen. Umfragen zeigten, dass die konservative Partei wahrscheinlich keine absolute Mehrheit im Parlament holen wird», so Meier. Dies sei insofern von Bedeutung, da der Markt den Labour-Kräften nicht zutraue, die während der Wirtschaftskrise angehäuften Schulden zu reduzieren und die Ausgaben in den Griff zu bekommen.» Briten als Schuldenkönige >>> Von Sandro Spaeth | Donnerstag, 04. März 2010