WELT ONLINE: André Shepherd meldete sich zur US-Armee. Als man ihn aber zum zweiten Mal in den Irak schicken wollte, verließ er unerlaubt die Truppe. "Ich wollte kein Blut an meinen Händen." Weil Shepherd in den USA eine lange Haft erwartet, hofft er in Deutschland auf Asyl – mit der heiklen Begründung, der Krieg sei völkerrechtswidrig.
Es gab eine Zeit im Leben von André Shepherd, da hielt er die US-Armee für die Lösung seiner Probleme. Jetzt aber ist sie sein größtes Problem. Denn André Shepherd hat der Armee nach mehreren Jahren als Soldat unerlaubt den Rücken gekehrt, um nicht noch einmal im Irak Dienst tun zu müssen. Ihm drohen nach Einschätzung seines Anwalts dafür mehrere Jahre Gefängnis.
Um die Bestrafung zu verhindern, hat Shepherd in Deutschland Asyl beantragt. Die Sache ist extrem heikel. Ähnliche Fälle aus der Vergangenheit, auf die sich das zuständige Bundesamt für Migration und Flüchtlinge bei seiner Entscheidung über den Asylantrag berufen könnte, gibt es nicht. Shepherd ist ein Präzedenzfall.
Als sich der Amerikaner aus Cleveland im Bundesstaat Ohio im Januar 2004 dazu entschied, Soldat zu werden, war er 26. „Damals habe ich in meinem Auto gelebt“, berichtet er . „Nach meinem Informatikstudium gab es keine Arbeitsplätze in der Branche, die Wirtschaft lag am Boden. Ich habe Jobs mit schlechter Bezahlung angenommen, bin Taxi gefahren, habe bei McDonald’s gearbeitet, solche Sachen.“
Die Armee erschien Shepherd in dieser Lebenslage als äußerst attraktiver Arbeitgeber. „Die bieten Dir Geld an, ein Zuhause, medizinische Versorgung, sie übernehmen Universitätsgebühren, helfen Dir später bei der Wiedereingliederung in einen zivilen Job. Jemand in meiner Situation musste so ein Angebot einfach annehmen.“ ”Unsere Anwesenheit machte überhaupt keinen Sinn” >>> Von Christina Neuhaus | Donnerstag, 11. März 2010