Tuesday, November 03, 2009

Oberschicht in Iran: Operierte Partyschönheiten

ZEIT ONLINE: Zu Hause zeigen Nasrin und Hana stolz ihre unnatürlichen Nasen. Schönheitsoperationen sind hip in Iran, Partys mit Alkohol auch. Denn sie versprechen Veränderung.

In einer Teheraner Klinik wird einer Patientin die Prozedur ihrer bevorstehenden Nasenoperation erläuter. Bild: Zeit Online

Hana sieht aus wie Mariah Carey, ihre Schwester Nasrin wie Demi Moore. Nichts deutet darauf hin, dass Hana und Nasrin, beide 32 Jahre alt, eineiige Zwillinge sind. Hana hat eine Stupsnase, herzförmig aufgespritzte Lippen und honigblonde Locken. Nasrin hat der Chirurg ein griechisches Profil verpasst. Hana und Nasrin sind stolz auf ihre Schönheitsoperationen. Die Verbände auf den Nasenrücken trugen die beiden Studentinnen der Sozialwissenschaft noch, da waren die Wunden längst verheilt.

Plastische Chirurgie verstößt eigentlich gegen die Ideale der Islamischen Republik. Seelische Schönheit gilt mehr als die äußere. Doch das Regime duldet kosmetische Operationen, sie sind hipp. Ungefähr 3000 plastische Chirurgen haben sich in Teheran niedergelassen. In keinem Land der Welt werden mehr Nasen verschönert als in der Islamischen Republik, jährlich zwischen 60.000 und 70.000. Der Hype ist so stark, dass sogar Schaufensterpuppen einen Verband im Gesicht tragen. 
Hana und Nasrin leben im reichen Norden von Teheran in einem Appartement, das wirkt wie eine Kulisse aus der US-Serie Reich und Schön: weiße Ledersofas, Kristalllüster, Clubsessel. Die Familie hat genug Geld für Schönheitsoperationen. Hana denkt jetzt noch über eine Brust-Vergrößerung nach. Im Bekanntenkreis der Zwillinge gibt es kaum eine Frau, die sich nicht unters Messer legt. >>> Carola Hoffmeister | Montag, 02. November 2009