WELT ONLINE: Tariq Ramadan ist einer der einflussreichsten und zugleich umstrittensten islamischen Intellektuellen in Europa. Die einen halten ihn für den Vordenker eines Euro-Islam, andere für einen Scharlatan. Die Universität Rotterdam entzog ihm nun die Gastprofessur, weil er eine Sendung im iranischen Fernsehen moderiert.
An Tariq Ramadan scheiden sich die Geister. Für die einen ist der 46 Jahre alte Schweizer Staatsbürger einer der wenigen islamischen Intellektuellen, die eine diskussionsfähige Vision eines modernen „Euro-Islams“ vertreten. Für die anderen ist er ein Scharlatan, der westlichen Medien erzählt, was sie hören wollen und vor Glaubensgenossen aufklärungsfeindliche Positionen vertritt.
n der vergangenen Woche hat die Erasmus-Universität Rotterdam Ramadan die Gastprofessur entzogen, die er dort seit Januar 2007 ausübte. Zugleich war Ramadan in der niederländischen Stadt, die einen Ausländeranteil von 49 Prozent hat und einen Bürgermeister, der aus Marokko stammt, Berater für Integrationsfragen. Auch diesen Posten ist er nun los. Der Grund: Ramadan moderiert auf dem englischsprachigen iranischen Nachrichtensender Press TV eine Sendung mit dem Titel „Islam and Life“. Der Sender wird von der iranischen Regierung finanziert. Eine solche indirekte Beziehung zwischen Ramadan und dem repressiven iranischen Regime sei „inakzeptabel“, ließ die Stadt Rotterdam mitteilen. >>> Von Sascha Lehartz | Dienstag, 25. August 2009