24 MINUTEN ONLINE: Vor 40 Jahren putschte sich Muammar al-Gaddafi in Libyen an die Macht. Lange war der ebenso brutale wie bizarre Diktator isoliert, doch nun sitzt er fester im Sattel denn je. Dafür sprechen auch die Heimholung des Lockerbie-Attentäters und der Kniefall der Schweiz.
Als amtierender Vorsitzender der Afrikanischen Union sonnt sich der meist in quietschbunte Gewänder oder Uniformen gekleidete libysche Staatschef derzeit in der Rolle des «Königs von Afrika». Am 1. September sollen zudem die Feierlichkeiten zum «40. Jahrestag der Revolution» ihren Höhepunkt erreichen. Gaddafi, Jahrgang 1942, hatte 1969 gemeinsam mit einer Gruppe von Offizieren in einem unblutigen Putsch den betagten König Idris I. entmachtet. Seither steuert der Beduinensohn die Geschicke des Landes.
Viele Beobachter erstaunt es, dass sich Gaddafi so lange an der Spitze halten konnte. Seine zwischen Aggressivität und Scheckbuchdiplomatie schwankende Aussenpolitik und die von ihm eingeführte «direkte Volksdemokratie» haben dafür gesorgt, dass der Lebensstandard vieler Libyer heute gering ist, obwohl das Land über grosse Energievorkommen verfügt.
Doch Kritik am autokratischen Führungsstil von «Bruder Führer» hört man höchstens von einem Dutzend libyscher Oppositioneller, die im Exil leben. Parteien sind in Libyen verboten, hunderte Regimegegner sitzen im Gefängnis, Menschenrechtsorganisationen sprechen von Folter und Verschwundenen. Die Medien werden vom Staat kontrolliert. Vorliebe für grosse Auftritte >>> pbl/sda | Samstag, 29. August 2009