Sunday, November 23, 2008

Frankreich: Die Ring-Affäre der umstrittenen Ministerin Dati

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Foto von Rachida Dati, Frankreichs Justizministerin, dank der Welt

WELT ONLINE: Frankreichs Justizministerin Rachida Dati wird für Nicolas Sarkozy zunehmend zum Problem. Sie begeht einen handwerklichen Fehler nach dem anderen und stößt mit ihrem Strafrechtsreformvorhaben auf scharfe Kritik. Ihr momentan größtes Problem ist jedoch ein diamantenbesetzter Ring.

Und dann auch noch die Geschichte mit dem Ring. Als hätte Rachida Dati nicht genug um die Ohren. Am vorigen Mittwoch veröffentlichte die Zeitung „Le Figaro“ ein Interview mit Frankreichs Justizministerin. Unter Druck geraten, nachdem 534 Staatsanwälte in einer Petition ihre Strafrechtsreformvorhaben als „unzusammenhängend“ kritisiert hatten, verteidigte die Ministerin ihre Pläne kühl.

Doch dafür interessierte sich kurz danach kaum noch jemand. Stattdessen sprachen alle nur noch über den Ring: Der „Figaro“ hatte das Interview mit einem Foto von Dati illustriert, das ein Fotograf des Blattes im Juni während einer Sitzung im Senat aufgenommen hatte. In der nun veröffentlichten Version fehlt allerdings ein kleines Detail, das auf dem Originalfoto deutlich zu sehen ist: ein 16.000 Euro teurer diamantenbesetzter Ring, Modell „Leins“ (Bindungen) aus dem Juwelierhaus Chaumet.

Die Fotoredaktion des „Figaro“ hatte kurzerhand entschieden, das edle Schmuckstück wegzuretouchieren. Man habe nicht gewollt, dass „der Ring Gegenstand einer Polemik wird, obwohl das eigentliche Thema die Beschwerde der Magistrate ist“, rechtfertigte sich die Chefin der Bildredaktion des Blattes. Doch nachdem herauskam, dass das Foto manipuliert worden war, entstand genau die Diskussion, die das Blatt der Ministerin ersparen wollte. Dem „Figaro“ blieb nur noch übrig zu beteuern, Dati habe mit dieser redaktionellen Entscheidung „nichts zu tun“ gehabt.

Die Ringaffäre traf Dati am Ende einer Woche, in der die 42 Jahre alte Tochter eines Marokkaners und eine Algerierin unter Beschuss stand wie selten zuvor in ihrer blitzartig verlaufenden politischen Karriere. Die erste Muslimin im Ministeramt, Frankreichs Antwort auf Barack Obama, sei vom „Emblem zum Problem“ für die Regierung Sarkozy geworden, schrieb das Magazin „Express“, und der „Parisien“ ist sich bereits sicher: „C'est fini.“ Die Geduld des Staatschefs mit dem Liebling der Glamourpostillen sei zu Ende, nachdem diese einen handwerklichen Fehler nach dem anderen begehe. >>> Von Sascha Lehnartz | 23. November 2008

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