DIE PRESSE: Italiens Premier will sein Land und sich selbst innerhalb der EU wieder aufwerten. Mit seiner Unterstützungs-Erklärung für den türkischen EU-Beitritt geht er auch auf direkten Konfrontations-Kurs mit Sarkozy.
Wien/Brüssel. Er ist wieder da. Und er läuft sich langsam warm: Italiens Premierminister Silvio Berlusconi. Der Politiker, der in seiner ersten Amtszeit auf EU-Ebene vor allem durch Kasperliaden und verbale Ausrutscher auffiel und Italiens Position in Europa dadurch nachhaltig schwächte, legte seinen zweiten Auftritt auf der EU-Bühne vergleichsweise zurückhaltend an. Doch damit könnte es bald vorbei sein. Denn Berlusconi bemüht sich bereits nach Kräften, Italiens Rolle im Ensemble der 27 Mitgliedsländer wieder zu stärken.
Die Indizien dafür häufen sich. So gab Berlusconi an seine Minister die Losung aus, für die Stellung der italienischen Sprache in der EU zu kämpfen. In einem Brief, der in der englischen Zeitung „The Guardian“ zitiert wurde, wies der Premier die Mitglieder seiner Regierung sogar an, Sitzungen zu boykottieren, bei denen es keine Arbeitsunterlagen in italienischer Sprache gibt. Außerdem sollten die Minister auf Simultanübersetzung des Italienischen bestehen.
Mit dieser Sensibilität der eigenen Sprache gegenüber steht Italien allerdings nicht alleine da. Schon Deutschland und vor kurzem auch Frankreich stiegen gegen die zunehmende Vorherrschaft des Englischen als EU-Arbeitssprache auf die Barrikaden.
Für Beitritt der Türkei
Doch Berlusconi will Italien nicht nur in der Innenansicht der EU sichtbarer machen. Beim feierlichen Gründungsgipfel der Mittelmeerunion am Wochenende in Paris nutzte er jede Gelegenheit, das Erscheinungsbild seines Landes auch außenpolitisch aufzupolieren. So bot Berlusconi an, in Nahost zu vermitteln. Dafür prädestiniere ihn sein gutes Verhältnis zu den beiden Konfliktparteien: Den 2004 verstorbenen palästinensischen Präsidenten Jassir Arafat habe er „als Privatperson auch finanziell unterstützt“. Gleichzeitig habe er immer die Idee gefördert, dass Israel doch der EU beitreten könnte.
Auch bei einem der wichtigsten aktuellen EU-Themen bezog der italienische Premier Position: dem Beitritt der Türkei. In einem Gespräch mit dem türkischen Premier Recep Tayyip Erdogan in Paris sicherte Berlusconi seinem Amtskollegen „volle Unterstützung für den EU-Beitritt“ zu. Berlusconi lässt die Muskeln spielen >>> Von Doris Kraus | 15. 07. 2008
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