DIE ZEIT: Deutschland braucht ausländische Fachkräfte. Allmählich beginnen auch Unionspolitiker umzudenken. Die deutsche Zuwanderungspolitik steht vor einem Paradigmenwechsel.
Es ist noch keine drei Wochen her, da wurde im Bundestag eine jener alten Schlachten geschlagen, die die Auseinandersetzungen um die Zuwanderung in Deutschland über viele Jahre geprägt haben. Das einschlägige Gesetz, das noch immer den Namen Zuwanderungs- Begrenzungsgesetz trägt, wurde verschärft, und der christdemokratische Innenminister Wolfgang Schäuble nutzte die Gelegenheit, um wieder einmal eindringlich vor den Gefahren einer unkontrollierten Einwanderung zu warnen. Auch der CSU-Bundestagsabgeordnete Hans-Peter Uhl rechtfertigte lautstark, warum Integrationsverweigerung in Zukunft schärfer sanktioniert wird, zum Beispiel mit Kürzung des Arbeitslosengeldes oder gar mit Abschiebung.
Doch inzwischen ist die Stimmung eine ganz andere. Ein bisschen Aufschwung, schon suchen die deutschen Unternehmen verzweifelt Fachkräfte, Ingenieure, Informatiker, Chemiker und überhaupt gut ausgebildete Hochschulabsolventen. Und plötzlich wird in Berlin nicht mehr über Zuwanderungsbegrenzung, Integrationsverweigerung und Abschreckung debattiert, sondern darüber, wie die Grenzen für solche Fachkräfte geöffnet werden können – und dies möglichst geräuschlos und attraktiv. Ende der Abschreckung (mehr) Von Christoph Seils
Mark Alexander