FRANKFURTER ALLGEMEINE: Gleich wo die Päpste in der jüngeren Vergangenheit zu Gast waren - fast immer gehörte der Protest gegen ihr Kirchenbild und ihre Sexualmoral mit dazu. In Berlin waren die Gegner schon immer besonders dreist - etwa beim Besuch von Papst Johannes Paul II. im Jahr 1996.
Während der mehr als hundert Auslandsreisen von Papst Johannes Paul II. ging es auf Kuba am ruhigsten zu. Im Januar 1998 gab Fidel Castro persönlich für den Gottesdienst mit dem Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche die Parole aus: „Macht keine Zwischenrufe, pfeift nicht, zeigt keine Spruchbänder.“
Der Wunsch ihres größten Führers, der von Meinungs- und Gewissensfreiheit ebenso wenig etwas wissen wollte wie zuvor seine langjährigen Mentoren in Moskau, war den Kubanern Befehl. Andernfalls hätte sich Papst Johannes Paul II. auf Kuba wohl ein ähnliches Schauspiel geboten, wie es sich seit den frühen achtziger Jahren regelmäßig abspielte: Kaum eine Reise wurde nicht von Protesten begleitet.
Johannes Paul II. reagierte nicht
Zu Beginn seines Pontifikats im Herbst 1978 war dem ersten nichtitalienischen Papst seit der Renaissance noch viel Sympathie entgegengebracht worden, vor allem in Polen, wo Karol Wojtyla sofort zu einer Ikone des Widerstands gegen das kommunistische Regime wurde. Doch auch im notorisch skeptischen Westen flogen dem bis dahin weitgehend unbekannten Kirchenoberhaupt zunächst die Herzen zu. „Habt keine Angst“ hatte der neue Papst der Welt vom Petersplatz aus zugerufen. Als er sich aufmachte, um seine Botschaft persönlich Land für Land vorzubringen, kannten Neugier und Begeisterung in den meisten Ländern keine Grenzen. » | Von Daniel Deckers | Donnerstag 22. September 2011
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