Thursday, December 15, 2022

Gefährlicher Umgang mit der Inflation: Die Notenbanken verkleinern ihre Zinsschritte und wecken damit unbegründete Hoffnungen

NEUE ZÜRCHER ZEITUNG: In den USA, im Euro-Raum und in der Schweiz haben die Notenbanken allesamt etwas Tempo aus ihrer Politik steigender Zinsen genommen. Die Verlangsamung bedeutet aber nicht, dass die Währungsbehörden das Problem der hohen Inflation bereits unter Kontrolle haben.

Weniger Güter für mehr Geld: Die Inflation macht sich auch beim Einkauf bemerkbar. | Gaetan Bally / Keystone

KOMMENTAR

Zuerst die gute Nachricht: Im laufenden Jahr haben die grossen Zentralbanken endlich den Ernst der Lage erkannt. Sie haben realisiert, dass die lange Zeit totgeglaubte Inflation noch immer quicklebendig ist. Und sie haben auf das Hochschnellen des Preisniveaus mit einer Straffung ihrer zuvor extrem expansiven Geldpolitik reagiert. So auch diese Woche: Nachdem am Mittwoch die amerikanische Notenbank den Leitzins erhöht hatte, doppelten am Donnerstag die Schweizerische Na¬tionalbank (SNB), die Europäische Zentralbank (EZB) und die Bank of England (BoE) nach.

Grosse Unterschiede zwischen den Währungsräumen

Doch so einheitlich die geballte Ladung an Geldpolitik erscheinen mag, so gross bleiben die Unterschiede zwischen den Währungsräumen: Schon ziemlich weit bei der Zinsnormalisierung sind die USA. Dort hat das Fed nach zögerlichem Beginn die Zügel bereits so stark angezogen, dass nun das Tempo leicht gedrosselt wird. So ist der Leitsatz am Mittwoch nach vier Zinsschritten um je 0,75 Prozentpunkte nur noch um 0,50 Prozentpunkte erhöht worden. Dies auch deshalb, weil Amerikas Geldpolitik bereits bremsend auf die Konjunktur zu wirken beginnt. » | Thomas Fuster | Donnerstag, 15. Dezember 2022