«Wir riskieren unser Leben für unsere Gefühle», sagt Zahra Sedighi Hamedani mit müder Stimme in einem Selfie-Video im Oktober 2021. Die 30-jährige lesbische Frau, die sich in den sozialen Netzwerken für LGBTQ-Rechte in Iran einsetzt, erzählt, sie werde noch in der nächsten Stunde von Iran aufbrechen, um sich in die Türkei schmuggeln zu lassen. «Wenn ich nicht ankomme, ist klar, was passiert ist.» Als sie in die Kamera spricht, ahnt sie bereits, was ihr zustossen wird.
Die LGBTQ-Aktivistin schafft es tatsächlich nicht, sich in der Türkei in Sicherheit zu bringen. Am 27. Oktober 2021 wird sie von den iranischen Revolutionswächtern festgenommen. Über fünfzig Tage fehlt jegliches Lebenszeichen von ihr. Amnesty International und andere Organisationen fordern ihre Freilassung. Ohne Erfolg.
Vor wenigen Tagen dann sprach die iranische Justiz Sedighi Hamedani der «Korruption auf Erden» schuldig – die gravierendste Anklage im Rechtssystem Irans, die meist bei Verstössen gegen das islamische Recht erhoben wird. Das Urteil lautet auf Todesstrafe. Erstes Todesurteil gegen lesbische Frauen » | Karin A. Wenger | Mittwoch, 7. September 2022