Monday, August 15, 2022

Ein flüchtiger Kuss, der bleibt

Der 1991 von Dmitri Wrubel auf der Berliner Mauer verewigte Bruderkuss zwischen Leonid Breschnew und Erich Honecker | Bild: PICTURE ALLIANCE

MALER DMITRI WRUBEL GESTORBEN

FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG: Der Maler Dmitri Wrubel war in der Kunstgeschichte ausgesprochen bewandert und blieb zu Unrecht ein One-Hit-Wonder. Sein berühmtestes Bild kennt allerdings jeder. Nun ist er mit 62 Jahren gestorben.

Der seit 1990 in Berlin lebende, 1960 in Moskau geborene Künstler Dmitri Wrubel ist zu Unrecht ein One-Hit-Wonder geblieben. Mit seinem im Jahr 1991 auf die Berliner Mauer gemalten und von ihm selbst 2009 erneuerten „Bruderkuss“ zwischen Leonid Breschnew und Erich Honecker wurde er weltberühmt. Wenig verwunderlich, denn Wrubels ebenso ikonisches wie ironisches Historienbild findet sich in der von Touristen zu Tode fotografierten East Side Gallery an der Spree zwischen Berlin-Friedrichshain und Kreuzberg. Zu seiner Ehrenrettung muss gesagt werden: Kaum ein Kommentar zum Untergang der DDR fasst das Dilemma prägnanter in ein Bild. Zwar nutzte Wrubel als Vorlage für seinen Kuss ein Pressefoto von Régis Bossu anlässlich des dreißigsten Jahrestags der DDR 1979, so wie es auch Gerhard Richter bei zeitgeschichtlichen Stoffen hält. » | Stefan Trinks, Redakteur im Feuilleton | Montag, 15. August 2022