Thursday, June 30, 2022

Disney World zwischen Biederkeit und LGBTQ-Party

NEUE ZÜRCHER ZEITUNG: Das berühmte Freizeitresort Disney World in Florida ist unter Beschuss der Republikaner geraten, die ihm vorwerfen, zu «woke» zu sein. Der Vergnügungspark ist künstlich, oberflächlich, klischeehaft, aber weder übermässig korrekt noch allzu brüskierend. Höchstens die permanente Fröhlichkeit kann einen deprimieren.

Angestellte des Disney-Konzerns demonstrieren gegen das «Don't say gay»-Gesetz in Florida. | Irfan Khan / Getty

Disney World in Florida hat ein Problem. Der Vergnügungspark bei Orlando, der sein fünfzigjähriges Bestehen feiert, wird von zwei Seiten angegriffen und ist mitten in den amerikanischen Kulturkampf hineingeraten. Seitens der politischen Linken wird behauptet, dass dort, wie auch in den Disney-Filmen, ein nicht mehr zeitgemässes Familien- und Menschenbild transportiert werde.

Kürzlich wagte der Konzern es jedoch, die neuen, konservativen Gesetze in Florida zu kritisieren, die sich gegen Homosexuelle und andere sexuelle Minderheiten richten. Das führte zu einer heftigen Gegenreaktion des republikanischen Gouverneurs Ron DeSantis, der Disney vorwarf, Kinder und Familien mit «woken» Ideen zu infiltrieren. Er drohte, dem riesigen Unterhaltungsparadies die bisherigen Steuerprivilegien zu entziehen.

Disney pflegte das gute alte Amerika

Machen wir also die Probe aufs Exempel. Ist Disney World nun altbacken, hinterwäldlerisch und voller rückständiger Klischees? Oder ist es «woke», übertrieben politisch korrekt, von subversiven Ideen unterwandert, die schon die Kleinen sexualisieren, politisieren und indoktrinieren? » | David Signer, Orlando | Donnerstag, 30. Juni 2022