Monday, March 07, 2022

In Dubai wird der arabische Traum wahr

NEUE ZÜRCHER ZEITUNG: Immer mehr junge Menschen aus dem Nahen Osten zieht es nach Dubai. Die Stadt am Golf steht für ein Leben jenseits von Kriegen und Krisen. Und vor allem jenseits der Politik.

Die Wüstenstadt am Meer hat eine Sonnenseite, die viel individuelle Freiheiten lässt, aber auch Schatten der Armut. | Francois Nel / Getty

Marcel steht in einem Nachtklub im vierzigsten Stock eines Hochhauses. Unter ihm leuchten die Lichter von Dubai. Es ist Freitagnacht, der Klub ist voll. Marcel ist Libanese, aber Libanon sei am Ende, sagt er: «Das Land ist völlig zu Grunde gerichtet. Es gibt dort keine Zukunft mehr.» Seit ein paar Wochen arbeitet er deshalb in Dubai im Nachtklub B018. Immer wieder verschwindet er zwischen den Gästen in teuren Sneakers und Jeans, um dafür zu sorgen, dass in den Eiskübeln auf den Tischen der Nachschub an Gin- und Wodkaflaschen nicht ausgeht.

Das B018 ist der Ableger eines gleichnamigen Techno-Klubs in Beirut. Dort sieht der Klub aus wie ein Bunker und befindet sich an einem Ort, an dem im libanesischen Bürgerkrieg einst ein Massaker stattgefunden hat. Der neugegründete Ableger in Dubai befindet sich dagegen in einem Luxushotel. «Mehr braucht man über den Unterschied zwischen den beiden Städten eigentlich gar nicht zu sagen», sagt Marcel.

Tausende junger Libanesen haben in den vergangenen zwei Jahren ihr wirtschaftlich kaputtes Land verlassen. Viele von ihnen sind wie Marcel nach Dubai gegangen, in jene Stadt in den Vereinigten Arabischen Emiraten, die ihnen all das bietet, was es in der Heimat nicht gibt: Sicherheit, Arbeit, eine funktionierende Verwaltung. Und vor allem ein ganz normales Leben. » | Daniel Böhm, Dubai | Montag, 7. März 2022

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