Am 2. Oktober 2018 wurde Jamal Khashoggi auf dem saudischen Konsulat in Istanbul erstickt, zerstückelt und dann so gründlich beseitigt, dass bis heute jede Spur von ihm fehlt. Zwei Versionen zirkulieren seither. Die Türken, die CIA und die Briten sagen, Khashoggi sei vorsätzlich ermordet worden, den Auftrag habe höchstwahrscheinlich der Kronprinz Mohammed bin Salman gegeben. Die Saudi geben den Mord zu, sagen aber, er sei nicht von oben befohlen worden, schon gar nicht vom Kronprinzen.
Die Glaubwürdigkeit der saudischen Aussagen tendiert gegen null, selbst eingefleischte Feinde Amerikas verlachen sie. Es gab anfangs denn auch so etwas wie moralische Entrüstung, vor allem von amerikanischer Seite. Nicht von Donald Trump, der damals regierte. Trump verlangte «Transparenz», aber er wies die CIA-Version zurück und verteidigte den Kronprinzen. Doch Joe Biden zeigte sich empört. Als Präsident werde er dafür sorgen, dass Amerika seine Prinzipien nicht mehr «an der Garderobe abgebe, nur um Öl zu kaufen oder Waffen zu verkaufen», sagte der Demokrat als Präsidentschaftsaspirant. Im November 2019, ein gutes Jahr nach dem Mord, bezeichnete Biden Saudiarabien als Paria-Staat, den man büssen lassen müsse für die Ermordung Khashoggis. Amerika dürfe zudem den Saudi keine Waffen mehr verkaufen, die im Krieg in Jemen eingesetzt werden könnten. » | Ulrich Schmid, Tel Aviv | Montag, 13. Dezember 2021