Friday, September 03, 2021

Frei, fromm und frauenfeindlich in Texas

NEUE ZÜRCHER ZEITUNG: Das neue Abtreibungsgesetz in Texas ist Teil eines Wertesystems, zu dem auch die Ablehnung der Homo-Ehe und das Misstrauen gegen die Corona-Massnahmen gehören. Kaum einer verkörpert diese Skepsis gegenüber dem Staat besser als der Gouverneur Abbott.

Demonstration in Austin gegen das Abtreibungsverbot. | Jay Janner / AP

Seit Mittwoch gilt im amerikanischen Gliedstaat Texas das schärfste Abtreibungsgesetz der USA. Es verbietet Schwangerschaftsabbrüche, sobald der Herzschlag des Fötus feststellbar ist. Das ist schon in der sechsten Woche möglich. Viele Frauen wissen zu diesem frühen Zeitpunkt noch gar nicht, dass sie schwanger sind.

Ein Eilantrag für eine Blockierung des Gesetzes wurde abgelehnt; der Supreme Court entschied am Mittwoch mit 5 zu 4 Stimmen, das Inkrafttreten nicht aufzuschieben. Die Weigerung ist bemerkenswert, weil das Gesetz mit anderen Präzedenzfällen kollidiert, in denen der Oberste Gerichtshof das Recht auf Abtreibung in einem späteren Stadium schützte. 1973 legalisierte er im Urteil Roe v. Wade Abtreibungen bis zum sechsten Monat. Der amerikanische Präsident Joe Biden sagte denn auch, das «extreme Gesetz» in Texas stelle einen eklatanten Verstoss gegen das verbriefte Recht auf Abtreibung dar. » | David Signer, Chicago | Freitag, Spetmber 3, 2021