Mark Alexander – Aufsatz: Ich bekomme viele Besucher aus Deutschland, aus Österreich und aus der Schweiz. Ich kann mir gut vorstellen, daß sie sich fragen, warum dieser Kerl so gut und fließend Deutsch spricht? Kann er wirklich Deutsch sprechen? Ist es wahr? Meistens spricht kein Brite andere Sprachen.
Ich glaube, daß die Zeit gekommen ist, Ihnen etliches zu erklären, warum ich mich mit der deutschen Sprache so zu Hause fühle.
Es ist tatsächlich so, daß ich keine einzige Stunde in der deutschen Sprache in der Schule bekommen habe. Ich habe erst mit etwa dreiundzwanzig oder vierundzwanzig angefangen, Deutsch zu lernen – nach meinem Üniversitäts-Studium. Etwas wußte ich ganz sicher: Die deutsche Sprache lag mir. Zu dem, habe ich gewußt, daß ich die deutsche Sprache faszinierend fand. Deshalb, sobald als mein Universitätsstudium fertig war, habe ich angefangen, Deutsch in Ernst zu lernen.
Am Anfang ging das langsam und das Lernen war mir schwer. Jedoch mit der Zeit fang es an, mir leichter zu lernen, vor allem als ich die Möglichkeit bekam, in der Schweiz zu arbeiten.
Als ich in die Schweiz gegangen bin, habe ich erfahren, wie wenig ich von dieser Sprache gelernt hatte. Als ich nach Zürich kam, habe ich realisiert, daß ich „in the deep end“ gelangen war! In der Tat habe ich damals wenig Deutsch beherrscht.
Ich war aber entschlossen, Deutsch zu erlernen. Und, obwohl ich in der Schweiz war, wo Schwyzertüütsch tagtäglich gesprochen wird, wollte ich richtiges Deutsch lernen, besonders am Anfang und vor dem ich anfangen würde Schweizer-Deutsch zu sprechen.
Was hat mir geholfen, ans Ziel zu gelangen? Vier Sachen: Entschlossenheit richtiges Deutsch zu erlernen; Duden; die Neue Zürcher Zeitung, und eine Frau – nein, ich sollte sagen Dame – die mir eine unentbehrliche Hilfe war, fließend in Deutsch zu werden. Sie und ich waren ineinander verknallt und verliebt. Das war bevor ich mich geoutet habe. Sie war wirklich eine feine Dame. Eine Dame mit feinem Geschmack. Sehr gut angezogen, sehr talentiert, vor allem als Klavierspielerin, und hochbegabt in Sprachen, Sie war fließend in Deutch, Schweizer-Deutsch, Französisch und Italienisch. Sie konnte auch ziemlich viel Englisch und ein wenig Arabisch und Spanisch auch noch sprechen.
Diese Dame hat mich unaufhörlich korrigiert als ich mit ihr Deutsch gesprochen habe. Sie war eine Perfektionistin, die nur Korrektheit und Perfektion akzeptierte. Jedes Mal, das ich mich in der Grammatik oder in der Aussprache einen Fehler gemacht habe, korrigierte sie mich gleichzeitig: Alles was ich sagte, mußte richtig und ‚perfekt‘ sein, was der Grammatik und der Aussprache betraf.
Was mir auch sehr geholfen hat ist ein Abonnement fur die Neue Zürcher Zeitung. Für meine ‚Freundin‘ mußte ich mich unbedingt bei der Neuen Zürcher Zeitung abonnieren. Keine andere Zeitung käme in Frage!
Obwohl ich Deutsch in der Schweiz erlernt habe, gebrauche ich „esszett" (ß), was in der Schweiz nicht mehr verwendet wird. Ich vwerwende es, weil ich es schön finde. Meines Erachtens, Deutsch ohne „eszett“ verliert etwas – etwas Schönes! Aber das ist natürlich nur meine Meinung.
Ich sollte auch hinzufügen, daß ich kein Engländer bin. Ich komme aus Wales, wo alle Kinder mit zwei Sprachen erzogen werden: Englisch und Wallisisch. Auch wenn man Wallisisch nicht tagtäglich spricht, muß man unbedingt wallisische Ortsnamen aussprechen können.
So jetzt haben sie eine bessere Ahnung, warum ich Deutsch kann. In so vielen Weisen, fühle ich mich in diesem Lande deplaziert, vor allem nach Brexit. Ich kann mich mit der Mentalität der Briten nicht ganz so zu Recht kommen. Aber das ist eine Geschichte für ein anderes Mal.
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© Mark Alexander