Monday, June 23, 2014

Kultur im umkämpften Irak: Der Verfall des Morgenlandes


SPIEGEL ONLINE: Bagdad galt einst als intellektuelles Zentrum der arabischen Welt. Heute beklagen gebildete Iraker den Verfall ihrer Kultur zu Gunsten der Religion. Und nun stehen auch noch die ISIS-Krieger vor der Stadt.

Die Familie von Ali Mohammed hat sich versammelt, um zu feiern: Am Morgen hat die Jüngste der Sippe an der Irakija-Universität von Bagdad ihre Doktorarbeit in Alter Geschichte verteidigt. Von nun an darf auch sie, genau wie ihre drei Schwestern, den akademischen Titel führen. Die Großfamilie gönnt sich ein Kebab-Gelage in einem von Bagdads feinsten Restaurants. Alles wäre wunderbar, gäbe es nicht die Sorge um die jüngere Generation, die in Sonntagstracht zwischen den Tischen des "al-Latakia" herumtobt.

"Der Irak war einst berühmt für seine Universitäten, ein Leuchtturm der Wissenschaft in der Arabischen Welt", sagt Dr. Basaar Ali Mohammed, Anwältin und mit 44 Jahren die älteste der Schwestern. "Heute ist kein Geld mehr da für Universitäten. Stattdessen werden Religionsschulen gefördert." » | Aus Bagdad berichtet Ulrike Putz | Montag, 23. Juni 2014