Sunday, August 18, 2013

Angriffe auf Kopten: Ägyptens Christen in Gefahr

SPIEGEL ONLINE: Dutzende Kirchen und Gemeindehäuser sind in den vergangenen Tagen in Ägypten attackiert worden. Zeugen beschuldigen Islamisten, die Christen angegriffen zu haben. Den Kopten stehen schwere Zeiten bevor. Sie suchen Schutz bei der Armee.

Die Kirche des Heiligen Georg ist eine der größten in Kairo: 2000 bis 3000 koptische Christen kommen an hohen Feiertagen hier zum Gottesdienst zusammen. Sie steht an einem der teuren Boulevards, der am westlichen Nilufer an Gärten und Parks entlangführt. Die reich verzierten Fenster des Gebäudes beleuchten den Innenraum bunt, wenn Sonne durch das Glas fällt.

Doch näher anschauen kann man sich Sankt Georg am Samstag nicht. An Tag vier der neuen Gewaltexzesse in Ägypten ist das Gotteshaus verriegelt. Vor ihm stehen fünf Panzer, worüber der Sicherheitsmann der Kirche froh ist. "Die Armee hat Erfahrung mit Terroristen. Jetzt, wo sie da ist, wird uns nichts mehr passieren", sagt Malek Fuad. Dass er sich auf den Schutz der Soldaten verlassen kann, hatte sich am Freitag gezeigt. "Wir hatten Warnungen erhalten, dass die Muslimbrüder unsere Kirche angreifen wollten. Wir haben die Armee alarmiert, zum Glück kam sie."

Etwa 3000 Islamisten marschierten die Straße entlang der Kirche vorbei, viele von ihnen hätten Waffen dabeigehabt, sagt Fuad. Ein Offizier, der in den Kirchhof tritt - die Soldaten dürfen die Toiletten dort benutzen -, erzählt, dass es zu schweren Gefechten zwischen den Islamisten und den Sicherheitskräften kam. "Ich lag mit meinem Maschinengewehr auf dem Vordach der Kirche. Von dort aus habe ich geschossen und auch ein paar Männer getötet."

Ob Sankt Georg am Freitag das Ziel brandschatzender Islamisten werden sollte oder ihr Marsch nur zufällig am Gotteshaus vorbeiführte, ist unklar. Sicher ist, dass seit Mittwoch, seit die Kämpfe zwischen Staatsmacht und Anhängern der Muslimbrüder ausbrachen, Dutzende Kirchen und koptische Einrichtungen angegriffen wurden. » | Aus Kairo berichtet Ulrike Putz | Sonntag, 18. August 2013