Friday, May 03, 2013


Migranten in Griechenland: Flucht vor dem Fremdenhass

SPIEGEL ONLINE: Viele Migranten haben bei der illegalen Einreise nach Griechenland alle Papiere vernichtet, doch jetzt stehen sie bei ihren Botschaften Schlange, um bloß wieder zurück in die Heimat zu kommen. Europa bietet ihnen keine Perspektive - und in Athen schlägt ihnen der Hass der Rechtsextremen entgegen.

Vor der pakistanischen Botschaft in Athen herrscht Gedränge. Etwa 70 Männer warten vor dem verwaschenen Betonbau. Unter den Migranten geht die Angst um. "Wenn sie nachts einen von uns sehen, schlagen sie ihn halbtot", sagt Mohammed. Der 28-Jährige kam vor neun Jahren aus Pakistan nach Griechenland - jetzt will er nur noch weg. Seinen richtigen Namen möchte er nicht verraten, fotografieren lässt er sich nicht mal von hinten. "Ich verlasse mein Haus nur zum Arbeiten. Nach sieben Uhr abends gehe ich gar nicht mehr weg", sagt Mohammed.

Wie viele andere wurde auch Mohammed von Schleppern eingeschleust. Die Reise kostete ihn 4000 Euro - es schien ihm ein annehmbarer Preis für ein besseres Leben. Einige Jahre lang habe er in der Stahl- und Aluminiumindustrie gearbeitet, so Mohammed. Doch inzwischen hat die Krise fast alle Jobs aufgefressen, die früher unter der Hand an illegale Migranten vergeben wurden.

Die Arbeitslosigkeit in Griechenland ist auf einem Rekordhoch, aktuell liegt sie bei 27,2 Prozent. Hinzu kommt, dass der Staat Sozialleistungen kürzen musste. Das gesellschaftliche Klima wird rauer. Polizei und Behörden sind mit dem Migrationsproblem überfordert, Extremisten gewinnen an Zulauf. Die "Goldene Morgenröte" hat es mit sieben Prozent und 21 Sitzen ins griechische Parlament geschafft. Die Recht-und-Ordnung-Parolen der ultrarechten Partei kommen bei vielen Griechen gut an. » | Aus Athen berichtet Armin Peter | Freitag, 03. Mai 2013