Wednesday, November 02, 2011

Giorgos Papandreou, vom eigenen Volk gehasst

WELT ONLINE: Der griechische Ministerpräsident will sein Land retten, doch die meisten Griechen halten ihn für einen Verräter. Mit dem Referendum setzt er auf volles Risiko.

Giorgos Papandreou hat ein schweres Jahr unerwiderter Liebe für sein Land hinter sich. Der Spross einer der drei großen politischen Dynastien ist so etwas wie griechischer Hochadel, und er ist überzeugt von einer gewissermaßen angeborenen Pflicht, seinem Land Gutes zu tun.

In Amerika geboren und sozialisiert, fühlt er sich berufen, seinen Teil zur Modernisierung der „Wiege des Abendlandes“ beizutragen. Seit 2009 darf und will er beweisen, dass er der Retter Griechenlands sein kann.

Die letzten zwölf Monate müssen für Papandreou daher eine emotionale Hölle gewesen sein. Die meisten Griechen hassen ihn, den Halb-Ausländer, als einen, der nicht zu ihnen gehört. Er gilt als ein Verräter, der das Land den gierigen Profiteuren der EU verkauft.

Man wirft ihm vor, der Schoßhund der brutalen westlichen Finanzwelt zu sein, man beschuldigt ihn, er lasse Griechenland von Brüssel regieren. Im Drama um die griechischen Staatsschulden soll er mehr als einmal an Rücktritt gedacht haben.

Innerhalb der eigenen Partei wurde er an den Rand gedrängt. Seit einem Jahr übernimmt immer deutlicher der „starke Mann“ der sozialistischen Partei das Ruder der Politik, Finanzminister Evangelos Venizelos. » | Autor: B. Kálnoky, F. Hassel und C. Roumeliotis | Mittwoch 02. November 2011