FRANKFURTER ALLGEMEINE: In einem schriftlich geführten Interview mit der F.A.Z. hat der zu insgesamt 13 Jahren Haft verurteilte ehemalige Ölunternehmer Michail Chodorkowskij die westlichen Regierungen wegen ihrer „Trägheit in Fragen der Menschenrechte“ in Russland kritisiert.
Michail Chodorkowskij hat die westlichen Regierungen wegen ihrer „Trägheit in Fragen der Menschenrechte“ in Russland kritisiert. In einem schriftlich geführten Interview mit mehreren europäischen Zeitungen, darunter dieser Zeitung, warnte der in zwei offensichtlich politischen Prozessen zu insgesamt 13 Jahren Haft verurteilte ehemalige Ölunternehmer, für diese Zurückhaltung würden sowohl Europa als auch Russland „im direkten und im übertragenen Sinn“ noch teuer zahlen. Manche im Westen verwechselten im Verhältnis zu Moskau Realpolitik mit dem Verzicht auf die Verteidigung von demokratischen Werten und Rechtsstaatlichkeit.
Chodorkowskij äußerte sich pessimistisch über seine Aussichten auf eine vorzeitige Haftentlassung: Dazu wäre ein entsprechender politischer Wille nötig; er werde aber dennoch versuchen, die vorzeitige Entlassung, auf die er „theoretisch“ schon jetzt ein Recht habe, durchzusetzen. » | Von Reinhard Veser | Dienstag 14. Juni 2011