Friday, February 11, 2011

De-facto-Präsident Suleiman: In Washington beliebt, beim Volk verhasst

SPIEGEL ONLINE: Zu Beginn der Krise ernannte Mubarak ihn hastig zu seinem Stellvertreter - jetzt überträgt er Vollmachten an Omar Suleiman. Der Ex-Geheimdienstchef gilt als Hardliner, ließ Gefangene foltern. Hat er als neuer De-facto-Präsident überhaupt eine Chance, das Land zu befrieden?

Er liebt maßgeschneiderte Anzüge, hat Politikwissenschaft studiert und gilt unter Bekannten als ruhig und beherrscht. Das ist die eine Seite des Omar Suleiman. Als General kämpfte er in den beiden Nahostkriegen gegen Israel, als Chef des gefürchteten Geheimdienstes Mucharabat [sic] ließ er Gefangene misshandeln und foltern. Das ist seine andere Seite.

Der Mann ist genauso widersprüchlich wie das Land selbst. Im Westen wird er als verlässlicher Gesprächspartner geschätzt. Im eigenen Land ist er als Gesicht des Regimes verhasst.

Doch wer ist der neue starke Mann in Ägypten?

Omar Suleiman stammt aus der ländlichen Provinz Kena, wo er nach unterschiedlichen Quellenangaben 1935 oder 1936 geboren wurde. Er wuchs in einer wohlhabenden Familie auf, absolvierte eine Militärausbildung in Kairo und in der ehemaligen Sowjetunion, studierte Politik.

Nach seiner Zeit beim Militär wechselte Suleiman zum einflussreichen und gefürchteten ägyptischen Geheimdienst Mucharabat [sic], dessen Leitung er 1991 übernahm. Das unbedingte Vertrauen seines obersten Chefs Mubarak errang der Spionage-General 1995, als der Präsident bei einem Afrika-Gipfel in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba ein Attentat auf seine Limousine unverletzt überstand. Es war Suleiman gewesen, der auf den Einsatz eines schwer gepanzerten Fahrzeugs bestanden hatte.

Seitdem gilt der Geheimdienstchef, der in seiner Freizeit gerne Schach und Karten spielt, als engster Vertrauter Mubaraks. Der frühere Chef eines europäischen Geheimdienstes bezeichnete ihn einmal als "Augen und Ohren des Präsidenten".

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