FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG – KOMMENTAR: Der libysche Revolutionsführer Muammar al Gaddafi wird sich wohl nicht mehr lange an der Macht halten. Die Libyer haben genug von der Despotie eines Mannes, der sich international den Ruf eines Erzterroristen erworben hat.
Wenn die Zeichen nicht trügen, wird sich auch der libysche Revolutionsführer Muammar al Gaddafi nicht mehr lange an der Macht halten. In der Hauptstadt Tripolis brennen Regierungsgebäude, und einige Städte sollen sich, wie es heißt, schon ganz oder teilweise in den Händen von „Aufständischen“ befinden. In Wirklichkeit handelt es sich um Libyer, denen nach Jahrzehnten einer geduldig ertragenen autokratischen Herrschaft — mit der verglichen die der Familie Mubarak im benachbarten Ägypten geradezu sanft erscheint — der Geduldsfaden gerissen ist. Sie haben genug von der (sozial bisweilen versüßten) Despotie eines Mannes, der sich zudem international den Ruf eines „politischen Derwischs“ und eines Erzterroristen erworben hat.
In einer nicht anders als gespenstisch zu nennenden Rede, die nur eine Art Selbstgespräch war, hat Gaddafis ältester Sohn mit dem friedfertigen Namen „Saif al Islam“ (Schwert des Islam) kaum verhüllte Drohungen gegen das eigene Volk ausgestoßen: Libyen sei anders als Tunesien und Ägypten. Damit wollte er sagen, nur eine harte Hand könne die libysche Stammesgesellschaft zusammenhalten, und die Libyer würden sie zu spüren bekommen. >>> Von Wolfgang Günter Lerch | Montag, 21. Februar 2011