Sunday, May 23, 2010

Der Karikaturenstreit flammt im Internet wieder auf

WELT ONLINE: In Pakistan ist weder YouTube noch Facebook erreichbar, weil dort der Prophet Mohammed zu sehen ist. Der Streit spaltet das Land, die Bevölkerung ist zerissen. Die eine Seite möchte Teil der Moderne sein. Die andere hält an den strengen Traditionen fest. Die Regierung bleibt neutral und erntet deshalb den Zorn aller Bürger.

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Tradition der Empörung: Konservative Muslime verbrennen in Lahore Flaggen aus Protest gegen Mohammed-Zeichnungen, diesmal die norwegische und die US-Flagge. Foto: Welt Online

„Diese Seite ist gesperrt.“ Die knappe Mitteilung in unaufdringlichen schwarzen Buchstaben erwartet seit ein paar Tagen jeden Internetnutzer in Pakistan, der Facebook, YouTube oder andere soziale Netzwerke im Internet öffnen will. Die pakistanische Telekommunikationsbehörde PTA hat nach einem Gerichtsbeschluss in Lahore den Zugriff unterbunden. Eine Reaktion „auf die zunehmend ablehnende Stimmung in der Bevölkerung auf die Seiten“, wie eine Sprecherin erklärt.

Ein anonymes Facebook-Mitglied hatte zu einem umstrittenen Zeichenwettbewerb aufgerufen: Beim „Jeder-malt-Mohammed-Tag“ sollten Bilder des islamischen Propheten eingestellt werden. Gedacht war das Projekt als Kampagne für die Meinungsfreiheit. Doch die bildliche Darstellung des Propheten Mohammed ist im Islam verboten.

Als Studenten in mehreren Städten dagegen protestierten, reagierten die Behörden mit der landesweiten Sperre für zuletzt 450 Seiten, darunter die englische Ausgabe der Online-Enzyklopädie Wikipedia und die Foto-Plattform Flickr. Etwa ein Viertel des gesamten pakistanischen Internetverkehrs war lahmgelegt, um „Anstößigkeiten“ und „unislamische Inhalte“, vor allem aber wohl Demonstrationen radikaler Muslime zu unterbinden. >>> Von Sophie Mühlmann | Freitag, 21. Mai 2010