Thursday, November 05, 2009


Islamische Migranten: Wie man zum Moslem gemacht wird

ZEIT ONLINE: Fremd und bedrohlich wirken auf uns heute vor allem Muslime. Früher fürchtete man sich einfach vor dem Ausländer.

Stellen sie sich vor, Sie unterhalten sich auf einer Party mit einer ihnen bisher unbekannten Person. Nach einigen Minuten werden Sie gefragt, wie Sie als Christ zum Zweiten Vatikanischen Konzil stehen und im weiteren Verlauf des Gespräches möchte ihr Gegenüber wissen, wie Sie es mit dem päpstlichen Verhütungsverbot halten.

Das käme ihnen bestimmt seltsam vor. Sie würden sich vielleicht fragen, warum sie als Christ und Katholik angesprochen werden. Sie definieren sich doch gar nicht über ihre religiöse Identität. Auch wenn sie an Gott glauben und noch die Gebete der Kindheit beherrschen.

Solche Situationen sind für Muslime in Deutschland gang und gäbe. Sie müssen sich permanent mit religiösen Identitätszuschreibungen auseinandersetzen.

Das Bild, das wir uns vom Fremden machen, unterliegt einem steten kulturellen Wandel. Seit dem 11. September ist es geprägt von der vermeintlichen religiösen Andersartigkeit. Muslim zu sein, ist die aktuelle Chiffre für das Fremde und Bedrohliche. Türkische oder arabische Migranten beispielsweise werden nicht mehr als Ausländer, sondern als Moslems angesprochen. Religion wird zu einem zentralen Beschreibungsmerkmal, zum zentralen Kriterium bei der Konstruktion des Fremden. >>> Von Deniz Baspinar | Dienstag, 03. November 2009