TAGES ANZEIGER: Mit dem Kampf gegen die Opposition verteidigen die freiwilligen Milizen der Basiji auch ihre eigenen Privilegien. Denn für viele bedeuten sie den sozialen Aufstieg.
Sie knüppeln Demonstranten nieder, treten Haustüren ein, verwüsten Satellitenantennen und zertrümmern Autos. Viele Amateurvideos aus Teheran zeigen Mitglieder der freiwilligen Basiji-Milizen (übersetzt «Mobilisierung»), wie sie in diesen Tagen brutal gegen jede Regung der grünen Opposition vorgehen. Sie verbreiten Angst und Schrecken. Ihre Einschüchterungstaktiken haben tatsächlich bewirkt, dass sich nur noch wenige Iraner auf die Strasse getrauen, wenn die Oppositionsführer dazu aufrufen. Der schlimmste Vorwurf gegen die Milizen lautet, sie sollen schuld am Tod der jungen Neda sein, die zum Symbol der Demonstranten geworden ist.
Die Basiji wissen, wofür die kämpfen. Seit Ahmadinejad Präsident ist, geht es ihnen so gut wie seit langem nicht mehr. Er hat Basiji und Mitglieder der Revolutionsgarden zu Ministern, Gouverneuren und andern wichtigen Funktionsträgern gemacht und ihr Budget dramatisch aufgestockt. In diesen Zahlen sind andere Vergünstigungen wie die bevorzugte Behandlung bei der Verteilung von Studienplätzen, Jobs und Wohnungen ebenso wie Mobiltelefone und Kredite nicht enthalten. Diese materiellen Anreize würden eigentlich der Idee der Freiwilligkeit zuwiderlaufen. Tatsächlich würden seit langem junge Männer der Organisation beitreten, um aufzusteigen, schreibt die iranische Politologin Fatemeh Sadeghi. >>> Von Astrid Frefel, Kairo | Mittwoch, 01. Juli 2009